Chronische Schmerzstörungen

Etwa 30 % der Bevölkerung klagen über chronische Schmerzen. Am häufigsten werden Kopfschmerzen, Rücken– und Gelenkschmerzen genannt.

Die „International Association for the Study of Pain“ (kurz IASP genannt) beschreibt den Schmerz zusammengefasst als ein subjektiv unangenehmes Erleben, das sich sowohl auf der Ebene der reinen Sinneswahrnehmung als auch auf der emotionalen und sozialen Ebene widerspiegelt. Chronische Schmerzstörungen sind daher nie isoliert als eine rein körperliche Erkrankung zu verstehen. Es besteht sehr häufig eine belastend-leidvolle Lebenssituation, in der ein Zusammenwirken von körperlichen (somatischen), seelischen (psychischen), sowie aktuellen und zurückliegenden lebensgeschichtlichen (sozio-biografischen) Faktoren zu berücksichtigen ist (bio-psycho-soziales Modell).

Typischerweise haben Schmerzpatienten schon zahlreiche unterschiedlichste Behandlungen, oftmals auch mit unterschiedlichsten Diagnosen, hinter sich. Dabei kommt es meistens nur zu kurzfristigen Verbesserungen, während auf lange Sicht die Schmerzen unverändert bleiben oder gar weiter zunehmen. In aller Regel kann keine organische Ursache gefunden werden, die das vom Patienten erlebte Ausmaß und Häufigkeit erklären kann. Bei den Betroffenen zeigt sich dann oft Resignation und Hoffnungslosigkeit einerseits und/oder es kommt zu weiteren Versuchen, den Schmerzen durch medizinische Behandlungen Herr zu werden.

Der Schmerz bestimmt im Laufe der Zeit zunehmend das Leben der Betroffenen. Nicht mehr der Patient entscheidet über sein Leben, sondern der Schmerz diktiert die Entscheidungen. Es entstehen so häufig berufliche Probleme, es kommt nicht selten zu innerfamiliären- oder Partnerkonflikten. Meistens ist auch ein umfassender Rückzug von allen Freizeitaktivitäten zu verzeichnen. Nicht selten kommt es im Zuge einer solchen Entwicklung auch zu lang anhaltenden depressiven Verstimmungen.

Eine Behandlung, die ausschließlich nur einen Aspekt der Schmerzerkrankung – üblicherweise den rein organischen – berücksichtigt, kann also nicht zu einer andauernden Beschwerdeverbesserung führen. Nach den neuesten Erkenntnissen ist eine multimodale Schmerztherapie mit einem interdisziplinären Ansatz ein zu fordernder Standard.

Nur in der engen Zusammenarbeit von Psychologen, Ärzten, Physiotherapeuten, Co-Therapeuten und Sozialpädagogen liegt die Möglichkeit eines umfassenden Krankheits – und Behandlungsverständnisses von chronischen Schmerzstörungen.

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  1. Anhaltende somatoforme Schmerzstörung, chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren
  2. Somatisierungsstörung mit Leitsymptom Schmerz
  3. Fibromyalgiesyndrom
  4. Chronische Schmerzen des Bewegungsapparates,
  5. Neuropathische Schmerzen (Post – Zoster-Neuralgie, Trigeminusneuralgie)
  6. Primäre Kopfschmerzsyndrome wie Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz, weiterhin Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
  7. Gesichtsschmerzen

Unser Ansatz besteht aus einer Mischung von Einzel- und Gruppentherapie. Die Einzeltherapie bietet die Möglichkeit, ein individuelles Krankheitsverständnis zu entwickeln sowie ein auf den Einzelfall bezogenes Erklärungs- und Bedingungsmodell zu erarbeiten. Die Gruppentherapie soll die Möglichkeit bieten, im Austausch mit anderen Schmerzpatienten Bewältigungsstrategien zum Umgang mit dem Schmerz aber auch zum Umgang mit schmerzfördernden Faktoren und Lebensbedingungen zu entwickeln.

Häufig werden auch Partner oder Familienmitglieder zu gemeinsamen Gesprächen gebeten, um auch das engere soziale Umfeld des Patienten zumindest teilweise in die Behandlung mit einbeziehen zu können.

  • Psychoedukation (Schmerzedukation), d.h. Informationsvermittlung über Entstehung, Aufrechterhaltung und Auswirkungen von chronischen Schmerzstörungen.
  • Erarbeitung eines individuellen Krankheitsverständnisses, insbesondere unter Einbeziehen sozialer und psychischer Einflußfaktoren auf das Schmerzerleben.
  • Schmerzbewältigungsstrategien für einen verbesserten Umgang mit den Schmerzen z. B. Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Imaginationstechniken, Fantasiereisen, Visualisierungsübungen, Qi-Gong, hypnotherapeutische Methoden, Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)-Elemente.
  • Achtsamkeits- und Genusstraining.
  • Physikalische Maßnahmen: Kreislauftraining, Rückenschule, Ausdauertraining, Wassergymnastik
  • Sozialtherapie, insbesondere Beratung und Unterstützung bei Problemen im beruflichen Umfeld
  • Medizinische Betreuung und Behandlung, ggf. Überprüfung und Neueinstellung von Medikamenten, wenn notwendig. Die medizinische Betreuung soll jedoch nicht darin bestehen, die in den meisten Fällen schon lange betriebene Suche nach den körperlichen Ursachen der Schmerzstörung weiterzuführen. Sollten diesbezüglich noch Untersuchungen anstehen oder gewünscht werden, so halten wir es für sinnvoll, diese vor Aufnahme in unserer Klinik durchführen zu lassen.
  • Eutonie-Gruppe nach Glaser: Durch Übungen erfolgt eine Anleitung zu körperlichem Spürsinn. Eutonie-Übungen können den Tonus von Muskeln und Bindegewebe verändern und harmonisieren.

Bei einer bestehenden chronischen Schmerzstörung ist das Therapieziel der völligen Schmerzfreiheit, wiewohl aus der Sicht des Patienten nur allzu nachvollziehbar, in aller Regel nicht zu erreichen. Worum es also gehen kann ist möglicherweise eine gewisse Symptomlinderung, ein verbesserter Umgang mit den vorhandenen Schmerzen und, aus unserer Sicht das vorrangigste Ziel: eine verbesserte Lebensqualität trotz bzw. mit dem Schmerz.

Dies kann oftmals als wichtiges therapeutisches Zwischenziel beinhalten, sich die Fähigkeit zu erarbeiten, das Vorhandensein der Schmerzen zu akzeptieren, um auf der Basis dieser Akzeptanz dann Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität zu entwickeln.

Folgende Teilziele können dabei hilfreich sein:

  • Individuelle Schmerzursachen und Auslöser finden
  • Vertrauen in die Funktionen des Körpers finden (sog. „Schmerzangst“ abbauen)
  • Entkopplung zwischen Schmerz und Aktivität
  • Unterbrechung des Teufelskreises: Schmerz, Depression, Angst
  • Verbesserung der körperlichen Fitness (evtl. bei Adipositas auch maßvolle Gewichtsreduktion und Ernährungsberatung)
  • Genussfähigkeit und Achtsamkeit fördern
  • Verbesserung der sozialen Kompetenz
  • Pausenmanagement erlernen

Die Dauer der stationären Therapie beträgt im Schnitt 6-8 Wochen.

Sie haben die Möglichkeit, zusätzliche Sonderleistungen, sogenannte „Wahlleistungen“ in Anspruch zu nehmen. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.

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