- Der erste Schritt ist die richtige Diagnosestellung! Falls die oben beschriebenen Probleme bereits beobachtet wurden, sollte in einem Gespräch mit einem Psychotherapeuten geklärt werden, ob eine „Akzentuierte Persönlichkeit“ oder eine „Persönlichkeitsstörung“ vorliegt.
- Sehr wichtig ist, dass zu Beginn einer psychosomatischen Therapie geklärt wird, ob es darin um die Behandlung einer aktuellen Symptomatik, wie z.B. Depressionen, Ängste oder andere Symptome , oder um die Behandlung der Persönlichkeitsstörung geht! Dies sind zwei vollkommen unterschiedliche Ansätze, die unterschiedliche therapeutische Maßnahmen und Herangehensweisen erfordern.
- Eine Persönlichkeitsproblematik ist behandelbar! Der Betroffene muss sich aber auf einen längeren therapeutischen Prozess einstellen, da es um die Veränderung tief verwurzelter Überzeugungen und Einstellungen geht.
- Der Patient entscheidet dabei selbst, welche Einstellungen und Verhaltensweisen er sinnvollerweise verändern und welche er beibehalten möchte.
- Die therapeutische Beziehung ist für den Patienten das Trainingsfeld! In der geschützten Beziehung zum Therapeuten sollen die persönlichen “Eigenarten“, die im „richtigen Leben“ zu Konflikten führen, angesprochen und bearbeitet werden.
In der Psychosomatischen Klinik Windach, in der Nähe von München, werden Persönlichkeitsstörungen und –akzentuierungen im Rahmen eines multimodalen Konzeptes behandelt. Dies bedeutet, dass ein individuell angepasstes Programm unterschiedlicher Therapiemaßnahmen zur Anwendung kommt. Die Grundlagen unserer Behandlungsprogramme finden sich, wie oben beschrieben, in der exakten Diagnostik der Persönlichkeitsstruktur und in der Kognitiv-behavioralen (Verhaltens-) Therapie mit Betonung neuerer Richtungen aus der Dritten Welle der Kognitiven Verhaltenstherapie (Schematherapie, emotionsaktivierende Verfahren, Skillstraining aus der dialektisch-behavioralen Therapie). Dieser psychosomatischen Behandlungsform liegt u.a. der Gedanke zu Grunde, dass Menschen sich oft durch irrtümliche, oder einseitige Gedanken, Einstellungen, Wahrnehmungen, Bewertungen und Überzeugungen leiten lassen und ungünstige, bezüglich der eigenen Ziele und Bedürfnisse nicht zielführende Handlungsmuster („Schemata“) anwenden. Daneben wird die Regulationsfähigkeit hinsichtlich der eigenen Emotionen und der Interaktion mit anderen Menschen durch spezifische Therapieverfahren gestärkt.
Nach einer gründlichen Diagnostik der Persönlichkeitsproblematik wird der Patient über das Krankheitsbild aufgeklärt und ein gemeinsames Störungsverständnis erarbeitet. Bei einem krankheitsbedingtem Verhalten, dass den Patienten oder seine Therapie gefährdet, kann eine sogenannte Therapievereinbarung oder ein Therapievertrag eine Hilfe zur Verhaltensänderung darstellen. Dabei achten wir auch auf ein entwicklungsförderliches Umfeld für den Patienten in und außerhalb der Klinik, denn ungünstige Umweltbedingungen erhalten die psychische oder psychosomatische Krankheit häufig aufrecht. Je nach individuellen Defiziten in der Regulation der eigenen Gefühle und Gedanken sowie der zwischenmenschlichen Beziehungen kommen nun unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung der Regulationsfähigkeit zur Anwendung, wie das Selbstsicherheitstraining, die Achtsamkeitstherapie oder das Fertigkeitentraining (Skillstraining aus der dialektisch-behavioralen Therapie, DBT). Schließlich werden die lebensprägenden ungünstigen Verhaltensmuster oder „Schemata“, also die typischen Fallstricke in Beziehungen, identifiziert und in einem intensiven Therapieprozess verändert.
In der Regel ist für die geschilderten Prozesse der psychosomatischen Behandlung eine Kombination von ambulanter und stationärer Therapie erforderlich, manchmal sogar mit mehreren stationären Aufenthalten.