Körperpsychotherapie

Körperpsychotherapie
Unter den Begriffen „Körperpsychotherapie“ beziehungsweise „körperorientierte Psychotherapie“ werden eine Reihe von therapeutischen Maßnahmen zusammengefasst. Gemeinsam ist ihnen, dass der therapeutische Prozess nicht auf der gedanklichen oder sprachlich-analytischen Ebene ansetzt, sondern auf der körperlichen.
Ein bekannter klassischer Ansatz ist die von Alexander Lowen entwickelte Bioenergetik. Als Schüler von Wilhelm Reich ging Lowen davon aus, dass energetische Blockaden psychosomatische Erkrankungen begünstigen und umgekehrt, dass sich psychische Störungen und Traumata als energetische Blockaden manifestieren. Die Therapie muss daher immer eine Auflösung solcher Blockaden, die sich als Verspannungen, chronischer Schmerz oder Atemproblem äußern, berücksichtigen.
Eine ähnliche Auffassung drückt sich in den Krankheits- und Gesundheitslehren der fernöstlichen Tradition aus, weshalb Yoga, Meditation, Atemübungen und die Arbeit an den Meridianen längst Eingang in die moderne westliche Psychotherapie gefunden haben.
In der Klinik Windach arbeiten wir nach der von Professor Volkmar Glaser entwickelten, naturwissenschaftlich fundierten Psychotonik, die sich als hervorragende Ergänzung für einen ganzheitlichen Ansatz in der Verhaltenstherapie erwiesen hat.
Die Psychotonik nach Glaser wird von diesem selbst als eine „Lehre vom Lebensgefühl“ umschrieben. Sie verweist auf den engen Zusammenhang, der zwischen der „Spannungsverteilung in der Muskulatur“ und unserer Affektivität und Befindlichkeit besteht. Psychosomatische Störungen führen zu einem beständigen Missverhältnis, auf das wir in der Körperpsychotherapie heilend einwirken.
Psychotonik als sinnvolle Ergänzung der Verhaltenstherapie in der Klinik Windach
Hatha-Yoga, Achtsamkeitsübungen oder Meditation beeinflussen die praktische Lebensführung positiv. Die Psychotonik bietet darüber hinaus die Möglichkeit, Diagnostik und Therapie ganzheitlich zu verbinden, indem förderliche Komponenten der westlichen und fernöstlichen Heilkunde kombiniert werden.
So lassen sich ursächliche Zusammenhänge psychosomatischer Symptombilder auffinden. Da diese aber nur selten auf rein gedanklichem Weg verändert und aufgelöst werden können, braucht es einen körperlichen Ansatz, der dem Patienten zugleich Mittel an die Hand gibt, auf die Rückkehr problematischer Verhaltensmuster im Alltag autonom zu reagieren.
Dies kann über die Atmung ebenso erfolgen wie über die Veränderung von Bewegungsmustern. Dem Begriff der „Haltung“ kommt hier ebenfalls eine doppelte Bedeutung zu, da unsere äußere Haltung unsere inneren Einstellungen, Gedanken und Emotionen ausdrückt und verfestigt.
Am einfachsten nachzuvollziehen ist die Arbeit und Wirkung der Psychotonik sicher am Beispiel Atmung. Ein Symptom zahlreicher psychosomatischer Erkrankungen sind Veränderungen in der Atmung bis hin zum Gefühl, zu ersticken. Wer bewusst atmet, erfährt auch in beängstigenden Situationen bereits Entspannung. Dazu gehört, dass der Atem und die Energien frei fließen können, dass also beispielsweise die Schultern nicht nach vorn gebeugt sind, der Brustkorb nicht eingeengt wird.
In der Verhaltenstherapie konfrontiert sich der Patient mit Situationen, die ihn zuvor geängstigt haben oder in denen ein unerwünschtes Verhalten auftrat. Die Psychotonik spürt dem Zusammenhang zu körperlichen Symptomen nach, deren Auflösung die gewünschte Verhaltensänderung erleichtert.
Psychotonik: Methoden und Übungen in der Klinik Windach
Die Kombination aus Verhaltenstherapie und Körperpsychotherapie erweist sich bei vielen psychosomatischen Störungen als förderlich. Ziel ist es, körperliche Symptome aufzulösen, die im ursächlichen Zusammenhang zur Erkrankung stehen. Dies geschieht im Wesentlichen über die Atmung und über Formen der „kommunikativen Bewegung“.
Dass wir Menschen atmen, darauf haben wir keinen Einfluss. Man könnte überspitzt auch sagen: Wir werden geatmet. Vielfach führt diese Tatsache zu der Annahme, dass wir ebenfalls nicht beeinflussen können, wie wir in extremen Situationen atmen, mit der Folge, dass wir uns hilflos, ausgeliefert oder gar nah an einer Ohnmacht fühlen.
Über spezielle Formen der Atemmassage lernen unsere Patienten, dass sie bestimmte Abläufe nicht als zwangsläufig hinnehmen, sondern diese gezielt beeinflussen können. Das betrifft die Tiefe und den Rhythmus ihrer Atmung ebenso wie die Heilung oder Regulierung von Schmerzen und Verspannungen.
Voraussetzung ist, dass sie sich mit vorhandenen Verhaltensmustern ebenso auseinandersetzen wie mit den Möglichkeiten, diese zu verändern. Den gedanklichen Zensor, der das Einüben und Akzeptieren neuer Verhaltensweisen und Einstellen häufig behindert, umgehen die Teilnehmer, indem sie sich individueller Thematiken bewusst werden und diese über die direkte Einwirkung auf Atmung und Bewegung verändern.
Neben der Atemarbeit stellt das kommunikative Bewegen eine wichtige Komponente der Psychotonik dar. Kommunikativ bedeutet an dieser Stelle, dass die Bewegung überwiegend in der Gruppe, mit Bezug auf einen Partner erfolgt. Die Übungen zielen nicht darauf ab, irgendein vorgegebenes Leistungslevel zu erzielen. Stattdessen befassen wir uns mit viel Spaß und Abwechslung mit Bewegungen, die sich als förderlich auf die Auflösung von Verspannungen, Haltungsfehlern oder unsere innere „Abwehr-Haltung“ auswirken.
Konkret bedeutet das, dass wir in der Gruppe, teilweise auch in Einzelsettings, körperlich und emotional beweglich werden. Dazu nutzen wir alle Arten von Materialien, mit denen sich harmonische Bewegungsabläufe spielerisch erreichen lassen, also beispielsweise Bälle und Luftballons, Stäbe und Seile, Decken und Matten oder auch mal Steine.
Das Material dient dabei auch als Medium, über das die Kommunikation in Partnerübungen gelenkt und erleichtert wird. Denn letztlich geht es bei den Übungen darum, dass Sie unter Anleitung eines Therapeuten bestimmte individuelle Verhaltensmuster im Umgang mit anderen Menschen und sich selbst erkennen und verändern lernen.
Bewegung und Atmung werden somit nicht allein zur Heilung psychosomatischer Beschwerden stimuliert. Auch Ihre Fähigkeit, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen oder abzugrenzen, mitzufühlen oder sich durchzusetzen, das Beisammensein zu genießen oder sich zurückzuziehen, finden Eingang in den therapeutischen Prozess der Psychotonik in der Klinik Windach, ohne dass dieses explizit thematisiert werden muss.