Depression – Das Krankheitsbild
Depressive Erkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen und kommen in allen Lebensabschnitten und sozialen Schichten vor. Die häufigsten Symptome von Depressionen sind Niedergeschlagenheit, Selbstzweifel, emotionale Leere, Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Hoffnungslosigkeit, innere Unruhe, Appetitstörungen, Gewichtsverlust oder “Frustessen” und Rückgang des sexuellen Verlangens. Auch Schlafstörungen, Selbstmordgedanken, Konzentrationsschwierigkeiten und unterschiedliche körperliche Beschwerden wie Kopfdruck, “Kloß im Hals”, Engegefühl in der Brust oder Verdauungsbeschwerden können auf eine Depression hinweisen.
Die Einflussfaktoren, die zur Entwicklung einer depressiven Erkrankung beitragen, sind vielfältig. In aller Regel führt das Zusammenwirkung vielfältiger Belastungen zur Erkrankung, es gibt fast nie eine einzige Ursache. Neben genetischen (erblichen) und sogenannten epigenetischen (durch das Zusammenspiel von Erbmasse und Umweltfaktoren entstandenen) Voraussetzungen spielen belastende Lebensereignisse im Laufe der Biographie wie auch unmittelbar vor Ausbruch der Erkrankung, Konflikte und schädliche soziale Einflüsse, Persönlichkeitsfaktoren und Denk- und Fühlgewohnheiten (kognitiv-emotionale Schemata) und deren Verflechtungen eine zentrale Rolle.
Trotz dieser Komplexität der krankheitsauslösenden Faktoren lassen sich doch gewissen Prägnanztypen depressiver Erkrankungen definieren. Je nachdem, welche Belastungsfaktoren im Vordergrund stehen, wird die Therapie unterschiedlich ausgerichtet sein. Wir unterscheiden daher Depressionen mit hoher genetischer Last (also einen starken Einfluss der Vererbung) und den Erkrankungen, die besonders durch belastende Kindheitserfahrungen geprägt sind. Ungünstige Verhaltensmuster bis hin zu Persönlichkeitsstörungen erfordern andere therapeutische Herangehensweisen als Depressionen im Rahmen von Burnout-Syndromen oder Depressionen im Gefolge körperlicher Erkrankungen (z.B. Krebs, chronische Erkrankungen). Diese Prägnanztypen erlauben eine Konzentration in der Therapie auf die besonders belastenden Themen, ohne aber Lösungsansätze für die übrigen Belastungen zu vernachlässigen.
Für die Depression gilt, dass die Belastungsfaktoren auf medizinisch-biologischer sowie psychisch-sozialer Ebene genau analysiert und untersucht werden müssen. Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, welche die verschiedenen Formen der Depression mitbedingen oder aufrechterhalten, müssen erkannt, verstanden und behandelt werden. Auf der Grundlage dieser verhaltenstherapeutischen Diagnostik wird ein individuelles Behandlungskonzept erstellt. Die Depression wird mit Einzeltherapie und Gruppentherapie, häufig durch non-verbale Therapieverfahren (z.B. Kunsttherapie oder Körpertherapie) und Sporttherapie, durch übende Verfahren und Hilfestellung bei sozialen Frage, und wenn nötig auch durch den Einsatz von Psychopharmaka behandelt.
Neben der Verminderung äußerer Belastungsfaktoren ist das Ziel der Depressions-Therapie eine Veränderung depressiver Gedanken und Einstellungen im täglichen Leben, wie beispielsweise Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit oder ungünstige, sogenannte dysfunktionale Einstellungen. Die Wahrnehmung eigener Emotionen und Bedürfnisse wird gezielt positiv gefördert. Der Rückgriff auf früher vorhandene Quellen der Entspannung und oder die Entwicklung neuer Stärken und Ressourcen ermöglichen es dem betroffenen Depressionspatienten die eigene Situation in eine positive Richtung zu verändern. Die Überzeugung, die eigene Lebenssituation und die vorherrschenden Emotionen selbst verändern zu können (die sogenannte Selbstwirksamkeitsüberzeugung) wird durch konkrete Erfahrungen gestärkt.
In der Psychosomatischen Klinik Windach kommen dazu neben der klassischen kognitiven Verhaltenstherapie auch die Verfahren der sog. Dritten Welle der Verhaltenstherapie zur Anwendung. Insbesondere die Schematherapie bei Depressionen ermöglicht die Veränderung überdauernder Verhaltensmuster (sog. dyfunktionaler Schemata), die zur Entwicklung der Depression beigetragen haben und den Aufbau neuer Fertigkeiten im Umgang mit den eigenen Gefühlen und der Kommunikation mit anderen. Die Schematherapie wird je nach Erfordernissen des einzelnen Patienten sowohl in der Einzel- wie auch in der Gruppentherapie angewandt.
Die Acceptance and Commitment Therapy (ACT) legt den Fokus auf eine wertebasierte Haltung: Ein zielgerichtetes Vorgehen und die Veränderung des Umgangs mit eignen Gedanken und Gefühlen entsprechend eigener Werte und Ziele ermöglicht eine befriedigendere Lebensgestaltung. Ein veränderter Umgang mit problematischen Gedanken und Gefühlen wird in besonderer Weise eingeübt.
Eine zentrale Rolle in der Depressionstherapie der Klinik Windach spielen auch die sogenannten Achtsamkeitsverfahren. Unter Achtsamkeit verstehen wir konkret, die Aufmerksamkeit in nicht wertender Weise auf den Augenblick zu lenken. Achtsamkeitsübungen werden in Einzel- und Gruppentherapie angewandt, finden in der Klinik weiten Einsatz und hohe Akzeptanz durch die Patienten. In besonderer Weise wird sie im sogenannten MBSR-basierten Achtsamkeitstraining angeboten. MBSR bedeuten Mindfulness Based Stress Reduction und ist ein ursprünglich an der amerikanischen Ostküste durch Jon Kabat-Zinn entwickeltes Verfahren zur Einübung eines achtsamen Umgangs mit sich und der Umwelt.
Depressive Verhaltensweisen, wie mangelnde Fertigkeiten bei der Stressbewältigung, der Selbstbehauptung und Abgrenzungsfähigkeit, der sozialen Kommunikation oder eine übermäßige Leistungsorientierung, werden in spezifischen Gruppentherapien behandelt. Dabei wird ein förderliches funktionales Verhaltensrepertoire, speziell für Depressionspatienten aufgebaut. Dazu kann beispielsweise das Erlernen einer Entspannungsmethode oder die Anleitung zum Genießen gehören. Insbesondere bei Depressionen auf der Grundlage eines Burnout-Syndroms bietet sich die Erarbeitung neuer Fähigkeiten im Umgang mit Stressoren im Rahmen der Burnout-Gruppe an.
Bei familiären Konflikten wird, etwa durch Partner- oder Familiengespräche, auch das persönliche Umfeld einbezogen. Berufliche oder Ausbildungsprobleme können in der Sozialtherapie bearbeitet werden.
Die durchschnittliche Behandlungszeit für Patienten mit Depressionen liegt bei 6 – 8 Wochen. In der Regel ist eine anschließende ambulante Psychotherapie nach der Behandlung der Depression sinnvoll.
Sie haben die Möglichkeit, zusätzliche Sonderleistungen, sogenannte „Wahlleistungen“ in Anspruch zu nehmen. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.